Eine edle Nascherei – Leibacher Biber
Mit Claudio und Silvan Leibacher habe ich wieder einmal eine grandiose Entdeckung gemacht! Ich kann leider nicht anders, ich muss so schwärmen, denn die beiden jungen und sehr sympathischen Herren hatten einfach eine unglaublich gute Idee, welche sie ohne zu zögern in die Tat umgesetzt haben. Dafür gilt mein Respekt und meine Bewunderung und eins ist sonnenklar: Von nun an gibt es auf meinen Wanderungen nur noch Leibacher Biber!
1. Laura Bünd: Claudio und Silvan, wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine Biber Manufaktur zu gründen? Claudio Leibacher: Schon von klein auf hat mich das Backen fasziniert. Unsere Mutter hat für den Sonntag immer Zopf gebacken – da war ich mit dabei und habe mitgeholfen. Auch später war backen immer ein Hobby von mir. Dazu kam die Faszination für Geschichte und historische Gegenstände. Deshalb habe ich nach der Matura auch Geschichte studiert. Als ich nach meinem Studienabschluss eine Sammlung alter Bibermodel kaufen konnte, faszinierten mich die alten Sujets. Natürlich wollte ich diese dann auch ausprobieren.
Silvan Leibacher: Als wir in der Familie dann vom selbstgemachten Bibern probiert haben, waren wir echt erstaunt: Mit der Zitronennote, handgeschälten Mandeln und ohne Marzipan schmeckte dieser Biber ganz anders, als wir es uns gewohnt waren. Claudio ist ein ziemlicher Perfektionist. Da er für den Biber eine Reibmaschine angeschafft hatte, hatte er die Idee, dass er einige Biber im Dorfladen verkaufen könnte. Ich habe mich dann nach Verpackungen umgeschaut und wir haben zusammen ein richtiges Produkt daraus gemacht. So hat alles angefangen.
2. LB: Welche Erinnerungen verbindet ihr mit der typischen Schweizer Spezialität Biber?
SL: Unsere Urgrosseltern kommen aus Gais im Appenzellerland. Als Kinder haben wir in der Vorweihnachtszeit immer die schönen Bibermotive in den Schaufenstern der Dorfbäckerei bestaunt. Wir waren deshalb auch vor der Biber-Manufaktur schon biberaffin (lacht).
CL: Biberli im Kleinformat war auch auf Familienwanderungen und Velotouren immer ein genialer Energielieferant und Belohnung, wenn man jeweils am Ziel angekommen war.
LB: Ich muss mich da kurz einschalten. Also erstens finde ich eure Schilderungen sehr interessant und zweitens erinnert es auch ein bisschen an meine Kindheit, auch bei uns hat Mama Sonntags immer einen Zopf gebacken und ich habe ihr oft geholfen und auf Wanderungen hat uns immer ein Biberli begleitet. Das sind so richtig schöne Erinnerungen an eine Schweizer Kindheit, nicht? ;)
3. LB: Was unterscheidet die Leibacher Biber von anderen Bibern? SL: Drei Dinge: Die Herstellung, das Rezept und die Rohstoffe. Wir lassen als Jungunternehmen alte Produktionsmethoden wieder aufleben. Zum Beispiel verwenden wir keine vorgeschälten Mandeln sondern schälen die Kerne direkt vor dem Verarbeiten, damit der ganze Geschmack im Biber erhalten bleibt. Claudio schnitzt auch die Bibermodel in Birnbaumholz. So können wir für Geburtstage, Hochzeiten oder für Firmen individualisierte Geschenke anbieten. Als junges Unternehmen sind wir heute noch die einzige Bäckerei, welche Schnitzen und Backen verbindet.
CL: Unser Rezept zeichnet sich durch einen Hauch Zitrone aus, welcher dem Biber einen frischen Geschmack verleiht. Zudem sind Leibacher Biber etwas weniger süss und schmecken nicht nach Marzipan sondern mehr nach Mandeln. Viele Leute mögen das an unseren Bibern. Zu guter Letzt legen wir grossen Wert auf die Auswahl der Rohstoffe. Wir beziehen unsere Zutaten wo immer möglich aus der Region und in Bio-Qualität. Für unsere braunen Biber verwenden wir zum Beispiel ausschliesslich Zürcher Unterländer Bio-Dinkelmehl. Das wird zwar etwas teurer, unsere Kunden schätzen aber die dadurch höhere Qualität.
4. LB: Ihr bietet drei verschiedene Biber Sorten an, was unterscheidet den Honig-Biber vom weissen Biber? Und wie wird der vegane Biber gesüsst? CL: Aktuell gibt es drei verschiedene Leibacher Biber: Honig, vegan und weiss. Der Honig-Biber enthält würzigen Zürcher Oberländer Waldhonig, der vegane Biber einen Traubentrester-Schnaps ebenfalls aus dem Züribiet und der weisse enthält eine Füllung aus gerösteten Haselnüssen.
SL: Der vegane Biber enthält Agavendicksaft. Wir haben lange mit diversen Dicksäften aus der Region getestet. Diese haben aber mit dem Backtreibmittel (Backpulver) reagiert, was dann zu steinharten Bibern geführt hat.
Weisser Biber mit Haselnussfüllung
5. LB: Von welcher Biber Sorte verkauft ihr am meisten? SL: Unser Klassiker ist sicher der Honig-Biber. Aber auch für unseren veganer Biber bekommen wir viele Anfragen.
6. LB: Claudio, du bist fürs Backen zuständig. Welche erlesenen Zutaten verwendest du für die Leibacher Biber und kannst du sie in der Schweiz beziehen? CL: Der Zürcher Oberländer Waldhonig ist eine teure und sehr hochwertige Zutat. Aber geschmacklich merkt man zu herkömmlichem Backhonig einen grossen Unterschied. Auch das Bio-Dinkelmehl aus dem Zürcher Unterland schätzen wir sehr. Mandelbäume wachsen leider nicht in der Schweiz – aber wie beziehen diese immer von der gleichen Quelle und in Bio-Qualität.
7. LB: Doch du backst nicht nur, sondern verpasst ihnen auch optisch das besondere Etwas. Dies ist auf die alte Schnitzkunst zurückzuführen. Wo hast du das gelernt? CL: Ich habe schon früher gerne gezeichnet. Als klar wurde, dass Biberbacken mehr als ein Hobby wird, durfte ich bei Guido Neff, einem der letzten Modelschnitzer der Schweiz einige Kurstage absolvieren und habe davon enorm profitieren können. Vieles ist aber auch Übungssache.
8. LB: Welches Motiv hast du als erstes geschnitzt? Wie viele Versuche hast du benötigt, bis du mit deinem geschnitzten Model zufrieden warst?
CL: Das erste Motiv war das Wappen unseres Dorfes Wermatswil mit den zwei Herzen, also relativ einfach. Etwas später kam dann der Züri-Leu, ziemlich anspruchsvoll mit der Mähne.
Ich brauche selten mehr als einen Versuch, weil man beim Schnitzen in die Tiefe immer etwas korrigieren kann.
9. LB: Silvan, du hast dich auf das Marketing und den Vertrieb fokussiert und bildest somit den optimalen Partner zum handwerklichen Bruder. Mit welchen Aufgaben und Herausforderungen bist du täglich beschäftigt? SL: Am Anfang war ich viel mit der Entwicklung von Verpackungen und dem Online-Auftritt beschäftigt. Dazu kam der Aufbau der Distribution, Betreuung der Firmenkunden und sozialen Medien. Viele dieser Themen sind auch heute noch aktuell. Wir werden im Sommer eine zweite Produktion eröffnen und ein neues Produkt lancieren – das braucht momentan auch viel Zeit.
10. LB: Welches Biber Motiv deines Bruders gefällt dir am besten? SL: Ich finde den Züri Leu noch immer eines der besten!
LB: Wow, ja, dieser Züri Leu sieht wirklich sehr majestätisch aus!
11. LB: Wo kann man eigentlich eure Biber kaufen? SL: Unsere Biber sind in vielen Bio- und Reform-Fachgeschäften erhältlich beispielsweise im Rägeboge Winterthur, Öpfelbaum in Uster und seit letztem Jahr auch im Reformhaus Müller. Auch in Spezialitätengeschäften wie Schwarzenbach, Berg und Tal in Zürich oder auch im Globus findet man unsere Biber.
Wir sind momentan in rund 60 Geschäften erhältlich. Eine komplette Liste haben wir auf unserer Webseite aufgeschaltet – so muss man nicht lange suchen.
12. LB: Ihr habt euch besonders auf das Produzieren von Kundengeschenken spezialisiert. Kann ich bei euch meinen ganz eigenen Biber anfertigen lassen? Wie gross muss dann die Bestellmenge sein? CL: Als kleine Manufaktur haben wir keine Mindestmengen. Einen eigenen Model herzustellen kostet (je nach Aufwand) in der Regel zwischen 200 und 300 Franken. Danach kann man zum Normalpreis immer wieder eigene Biber bestellen. Auch für Hochzeiten bekommen wir immer wieder Anfragen, da man dann dem Hochzeitspaar zum eigenen Biber auch gleich den eigenen Model mitschenken kann.
13. LB: Zum Schluss möchte ich von jedem von euch noch wissen, was denn eure Lieblingsleckerei ist, abgesehen vom Leibacher Biber natürlich! ;)
CL: Neuerdings unser glutenfreier Lebkuchen (noch in Entwicklung).
SL: Ich bin ein grosser Glacé-Fan, aber wir essen erstaunlich viel Biber (lacht)
Wow, ich bin richtig begeistert von euch und eurem Unternehmen, das macht ihr ganz toll, echt! Herzlichen Dank euch beiden für das tolle Interview, ich würde jetzt am liebsten in einen Biber reinbeissen! ;) Ihr habt mich richtig gluschtig gemacht.
Auf jeden Fall finde ich es echt toll, dass ihr euch zwei uralten Schweizer Handwerkskünsten verschrieben habt und wünsche euch weiterhin viel Erfolg und vor allem viel Freude!
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