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Interview mit Filmemacher Rolf Lyssy


Beim ZFF feierte der Schweizer Filmemacher Rolf Lyssy mit seinem Film "Die letzte Pointe" Welturaufführung. Grund genug für mich, ein Interview mit ihm zu führen.


1. Laura Bünd: Lieber Rolf, dein neuer Film heisst Die letzte Pointe und handelt von der Erkrankung Demenz. Warum wolltest du genau zu diesem Thema einen Film machen?

Rolf Lyssy: Ich bin seit 22 Jahren Mitglied von „Exit“ und seit 12 Jahren im Patronatskomitee. So kam ich vor 11 Jahren auf die Idee, eine Geschichte zum Thema Sterbehilfe zu schreiben.


2. LB: Hast du selbst auch Angst davor, an Demenz erkranken zu können? RL: Wenn mir ein Name nicht einfällt oder ich sonst was vergesse, dann schrillen schon die Alarmglocken. Aber bis jetzt weiss ich immer noch, wer ich bin.


3. LB: Im Film findet die Hauptdarstellerin ihre grosse Liebe über ein Onlineportal. Hast du das auch schon ausprobiert?

RL: Hab ich nicht. Ich überlasse es dem Schicksal, ob mir eines Tages die Frau meines Leben begegnen wird. Als Single komme ich ganz gut über die Runden.

4. LB: Eine Sequenz im Film zeigt ziemlich genau, wie man sich mit Gas das Leben nehmen kann. Hattest du da keine Bedenken bei dieser Szene? RL: Nein. Natürlich weiss ich, dass diese Szene nicht bei allen Zuschauern auf Gegenliebe stossen wird. Aber die Möglichkeit auf diese Art sich vom Leben zu verabschieden, ist Teil unserer Realität, die man nicht tabuisieren sollte.

5. LB: Bei der Premiere von Die letzte Pointe am Zürich Film Festival 2017 hast du dem Publikum mitgeteilt, dass Monica Gubser die Idealbesetzung für die Hauptrolle war. Was zeichnet sie für den Charakter der Frau Forster aus? RL: Weil sie alle menschlichen und schauspielerischen Voraussetzungen mitbringt, diese Figur glaubwürdig und lebendig auf die Leinwand zu bringen.

6. LB: Mit Die Schweizermacher hast du den bekanntesten Schweizer Film realisiert. Was erhoffst du dir von Die letzte Pointe? RL: Was man sich immer erhofft, wenn ein Film in die Kinos kommt, nämlich ein möglichst grosses, interessiertes und begeistertes Publikum.

7. LB: Wie gestaltet sich bei dir eigentlich das Schreiben eines Drehbuchs? Hast du da eine bestimmte Vorgehensweise? Rituale? Tipp? Gibt’s auch Schwierigkeiten? RL: Drehbuchschreiben ist harte Arbeit und benötigt viel Disziplin, viel Geduld, viel Zeit, die Fähigkeit zur kritischen Distanz und einen so wunderbaren Co-Autor, wie es Dominik Bernet ist. Das Gute kann man immer noch verbessern. Entscheidend ist, dass man den Moment nicht verpasst, wenn ein Drehbuch reif für die Realisierung ist. Im vorliegenden Fall dauerte es zehn Jahre!

8. LB: Und wie arbeitest du als Regisseur? RL: Mit Geduld, Empathie, Verständnis und Freude an meiner Arbeit. Als Regisseur bin ich für die gute Stimmung am Set verantwortlich. Ich muss bereit sein, den ersten und letzten Entscheid zu treffen und zu verantworten.

9. LB: Was hast du bei Die letzte Pointe ganz anders gemacht als bei Die Schweizermacher? RL: Bei einem neuen Film fängt man nicht unbedingt immer von vorne an, aber es gilt, was schon Wilhelm Busch gültig formulierte: „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!“

10. LB: Was ich an deinen Filmen besonders schön finde, ist dass du ernsthafte Themen mit viel Humor und Herzlichkeit rüberbringen kannst. Bist du auch privat so ein humorvoller und positiver Mensch? RL: Ja, das bin ich. Ich lache gerne. Das Leben ist nämlich keine Sonntagsschule und mit Humor ohne Zweifel besser zu ertragen. Am besten ist es aber, wenn man über sich selber lachen kann.

11. LB: Wenn du noch einmal einen Film realisieren könntest, welches Thema würde dich interessieren? Und weshalb? RL: Ich arbeite mit Dominik an der filmischen Umsetzung seines letzten Romans „Das Gesicht“. Eine sehr spannende Geschichte, die im 18. Jahrhundert in Zürich spielt. Es geht dabei um den über die Landesgrenzen hinaus berühmte Pfarrer und Erfinder der forensischen Physionomik, Hans-Caspar Lavater.


12. LB: Welches ist dein Lieblingsfilm und warum? RL: Ich habe keinen Lieblingsfilm. Ich liebe die Filme von Billy Wilder, Stanley Kubrik, Elia Kazan, Woody Allen, Jerry Lewis, John Huston, Howard Hawks, Francesco Rosi, Elio Petri, Mario Monicelli, Roberto Rossellini, Vittorio de Sica, Luis Bunuel etc. Sie alle haben mich in meiner langen beruflichen Laufbahn nachhaltig geprägt.


Lieber Rolf, vielen Dank für das Interview.


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