top of page

Interview mit James Heim über neue, digitale Technologien: Nutzen oder Schaden?

1. Laura Bünd: James, du bist kritisch gegenüber der Art und Weise wie wir Technologie erfinden und anwenden, z.B. gegenüber unserem unreflektierten Gebrauch mit den neuen digitalen Technologien / Medien. Was macht dich skeptisch?

James Heim: Unsere Begeisterung für all die neuen technologischen Möglichkeiten macht uns blind. Über etwas total begeistert sein ist natürlich sehr schön! Es ist ein erhebendes und ausfüllendes Gefühl, das einem stärkt und Lust erzeugt mehr von dem zu haben was dieses Gefühl auslöst. Aber das Ausfüllende dieser Gefühle verdrängt oder zumindest erschwert die Sicht auf Realitäten, die weniger schön, aber genauso Teil der Sache sind. Diese Art von Blindheit kann schwerwiegende Konsequenzen haben.

Nehmen wir eine Super-Bolide als Beispiel: viele die in einen solchen Sportwagen sitzen und los fahren sind sofort wie betäubt von der unglaublichen Kraft und Geschwindigkeit des Fahrzeugs. Das erhebende Gefühle der Ermächtigung, die man durch das Steuern des Wagens erlebt, kann aber die nötige Vorsicht und Selbstdisziplinierung verdrängen, die es gerade bei einer sehr leistungsfähigen Technologie braucht um Unfälle zu vermeiden.


Genauso verhält es sich mit all unseren Technologien. Je wirkungsmächtiger eine von uns Menschen erschaffene Technologie ist, desto mehr müssten wir auch in der Lage sein uns selbst zu disziplinieren und Vorsicht walten lassen, um den problematischen Seiten dieser Technologie möglichst gut beizukommen. Aber die momentane kulturelle Schwärmerei für unsere neuesten technologischen Errungenschaften ist wie ein Tanz ums Goldene Kalb: durch das begeisterte, selbstvergessene Feiern bleibt wenig Raum für eine nüchterne Sicht.


Bezügliche den neuen digitalen Technologien und Medien stellen sich unglaublich viele und schwerwiegende Fragen, die wir als Gesellschaft noch kaum richtig erkennen, geschweige denn konsequent angehen: Auf gesellschaftlicher Ebene ist z.B. die zunehmende (Daten) Macht von Unternehmen und Staaten ein Riesenproblem und die damit einhergehende Unterminierung von Privatsphäre, d.h. von privaten, geschützten Bereichen. Wenn selbst in Kinderzimmern (durch Kinderspielzeuge) Daten gesammelt und genutzt werden, wenn Roboter-Staubsauger Informationen über einen Haushalt an Unternehmen weiterleiten, dann kommen wir dem von George Orwell beschriebenen System Schritt für Schritt näher.

Auch auf individueller Ebene stellen sich schwerwiegende Problem. Jede menschliche Fähigkeit die nicht rein instinktiv ist muss geübt werden, sonst verkümmert sie. Sprache, Selbsterkenntnis, Konfliktbewältigung, Empathie, Orientierungssinn, analytisches Denken, soziale Kompetenz, usw. Wenn durch unseren übermässigen Gebrauch von elektronischen Medien wir solche und andere Fähigkeiten weniger üben – weil die Technologie uns die Aufgabe abnimmt (z.B. durch GPS) oder weil die Technologie uns Möglichkeiten gibt einer unangenehmen Situationen auszuweichen (z.B. durch die verkürzte Kommunikation von SMS / Emoticons) – dann verlieren wir Gelegenheiten uns in einer solchen menschlichen Fähigkeit zu üben, zu verbessern. Die Konsequenzen für das Menschsein sind offensichtlich gross. Speziell wenn man bedenkt, dass wir erst ganz am Anfang dieser Entwicklung sind.


2. LB: Aber schauen wir mal das Beispiel Internet an. Ohne Internet geht es doch heute gar nicht mehr, wenn man in der westlichen Welt Karriere machen möchte, stimmt’s?

JH: Das Internet ist ein äusserst wirkungsmächtiges Instrument, das sich in kürzester Zeit sehr stark in unsere Leben eingebettet hat. Es gibt viele offensichtliche Vorteile durch das Nutzen des Internets, was der Hauptgrund ist, dass es sich so schnell als (anscheinend) unabdingbar erwies. Es stimmt, dass das Internet ein zentraler Aspekt unserer heutigen Wirtschaft ist und daher ist es auch sehr schwierig ohne es auszukommen.

Sich gegen eine solche Übermacht des Faktischen zu stellen ist nicht jedermanns Sache und auch nicht einfach. Aber es ist nicht unmöglich. Falls man das Internet mit all seinen sich laufend ausweitenden Funktionen als etwas „gottgegebenes“ anschaut, dann hat man den perfekten Vorwand sich diesem von Menschen gemachte Werkzeug kritiklos hinzugeben.


Es geht ja nicht darum das Internet abzuschaffen. Die Welt ist nicht schwarz-weiss, gut-bös, richtig-falsch. Solche 0-1 Sichtweisen sind die Wirkungsweisen von Computern. Unsere menschliche, biologische Welt ist von unendlich vielen Grauschattierungen geprägt. „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, daß ein Ding kein Gift ist.“ Dieses Zitat von Paracelsus – in Einsiedeln geboren und einer der bekanntesten Ärzte der Renaissance – ist ca. 500 Jahren alt. Gerade wir in der heutigen Zeit täten gut daran, uns solchen Grundeinsichten zu erinnern und uns nicht einem Werkzeug kopflos hingeben, weil es uns in einem so guten, starken und positiven Licht anstrahlt – aber eben genau darum auch blendet. In jeder Sache wohnt auch das Negative, das „Giftige“ inne. Das Internet ist nicht gut oder schlecht – es kommt darauf an wie wir es nutzen.


Wenn man nur schon eine neue Nutzungsmöglichkeit in und um das Internet in Frage stellt und hilft darüber eine Diskussion zu führen, wenn man nur schon das Ausmass der Nutzung in Frage stellt und Vorschläge bringt wo man sich etwas vom Internet entflechten kann und die Vorteile dieser Entflechtung herausschält, dann hat man schon sehr viel geleistet. Eine Abschwörung ist weder nötig noch sinnvoll.

3. LB: Vieles wurde doch durchs Internet auch vereinfacht. Tritt zum Beispiel eine Frage auf, so kann ich schnell googeln und finde bestimmt eine Lösung für mein Problem. Macht uns das jetzt dümmer oder gescheiter?

JH: Vereinfachung ist ein (evolutionärer) Vorteil, aber analog zu der obigen Diskussion anhand von Paracelsus‘ Zitat: es kommt darauf an wie stark man sein Leben vereinfacht, bzw. in welchen Situationen man eine Vereinfachung sucht. Wenn man blindlings vereinfacht, dann bekommt man genau das: ein simplifiziertes, triviales Leben, wo keine inneren und äusseren Herausforderungen mehr gemeistert werden müssen. Was tut das einem Menschen an, wenn man immer den Weg des geringsten Widerstandes geht? Wie kann man wachsen und Einsichten entwickeln wenn man keine Gelegenheit hat Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen, oder Probleme eigenständig und durchaus auch aufwändig angegangen zu haben? Ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass ein solcher Mensch genauso simpel und belanglos wird wie sein perfekt vereinfachtes Leben?

4. LB: Ich glaube wir sind uns einig, das Rad wird sich wohl kaum mehr rückwärts drehen. Wie können wir denn jetzt und in Zukunft verantwortungsvoller mit dem Internet umgehen?

JH: Dieser Spruch „Das Rad der Zeit nicht zurückdrehen können“ ist offensichtlich richtig, aber wegen dieser Offensichtlichkeit ist es auch eine Binsenwahrheit, die ziemlich inhaltsleer ist. Es wird in der Technologiediskussion immer wieder mal erwähnt, darum möchte ich kurz das doch sehr Bildhafte und daher Einflussreiche dieser Aussage relativieren.

Natürlich können wir nicht zurückkehren, aber heisst das auch, dass wir nicht von früheren Zeiten etwas abschauen, lernen können? Und wenn wir durch das Studieren von früheren Zeiten einen gesellschaftlichen, ethischen Wert wieder neue beleben, neu wertschätzen lernen, ist das nun ein zurückgehen? Und vielleicht noch grundsätzlicher: ist die Metapher von „zurückgehen“, oder „rückwärts drehen“ überhaupt sinnvoll in unserer Zeit des Technologierausches, wo die Vorstellung des technologischen „Vorwärtsgehen“ blindlings positiv besetzt ist, und daher das Gegenteil davon ebenso blindlings negativ besetzt wird?


Verantwortungsvoller mit dem Internet umgehen ist eine wichtige Herausforderung für uns Menschen. Wenn wir generell von der Technologie nicht über kurz oder lang völlig vereinnahmt werden wollen – im psychischen wie auch im physischen Sinn – dann werden wir nicht darum herum kommen der technologischen Entwicklung Grenzen zu setzen. Aber Grenzen setzen bezüglich was? Grenzsetzung macht nur Sinn wenn man etwas schützen will – sonst braucht man auch keine Grenzen zu setzen. Grenzen setzt man, wenn man etwas, das man einen Wert beimisst, vor etwas anderem, das diesem Wert eine Gefahr sein kann, durch verschiedenste Massnahmen abschirmt.


Das tönt wohl etwas theoretisch. Aber genau hier liegt der Hund begraben: die wachsende Inhaltsleere, die spirituelle Leere der Gesellschaften, die sich in begeisterter Kritiklosigkeit der technologischen Entwicklung hingeben. Weswegen soll sich eine solche Gesellschaft vor der technologischen Entwicklung generell und vor bestimmten Technologien im Speziellen schützen? Welches sind die Werte, die es zu schützen gilt? Wie hoch gewichtet man sie? Ohne solche Fragen zu klären machen praktische Schutzgedanken wenig Sinn.


Der praktische Schutzgedanke muss im grundsätzlichen Wert wurzeln, bzw. muss Ausdruck von diesem sein. Sonst schwebt die Schutzabsicht im freien Raum und fällt beim kleinsten Gegenwind in sich zusammen. Wenn heute solche Gedanken gemacht werden, oder gar ein Versuch unternommen wird sie umzusetzen, dann gibt es oft reflexartigen Widerstand, da das Verständnis für den Sinn einer Schutzmassnahme fehlt, was wiederum am fehlenden Verständnis und Wertschätzung für die zugrundeliegende Ethik liegt. Hier drängen sich elementarste kulturelle Fragestellungen auf, welche wir dringend angehen müssen.

Ein paar Ansichten zur heutigen/zukünftigen Nutzung des Internets, der neuen Medien: Kinder sind speziell vor ihnen zu schützen, da man besonders in jungen Jahren darauf angewiesen ist „Echt-Welt“ Erfahrungen zu machen um verschiedenste soziale und emotionale Kompetenzen aufzubauen. Der politische/wirtschaftliche Druck das Internet und die neuen Medien immer mehr im Unterricht einzuführen finde ich komplett falsch. Diese ökonomisch motivierten Gründe sind unglaublich kurzsichtig. Natürlich heisst das nicht, dass diese Gründe keine Berechtigung haben; sie sind eine Realität des Menschseins. Aber bezüglich unserer technologischen Entwicklung ist es viel wichtiger, dass wir lernen langsamer vorzugehen als den kurzfristigen Forderungen der Ökonomie gerecht zu werden.


Menschen, die in einer Zeit gross wurden, in der es kein Internet und keine neuen sozialen Medien gab, können, selbst wenn sie heute der Technologie verfallen sind, noch auf einen weniger-technologischen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Erst recht, wenn man bedenkt, dass diese Generationen über ihre Eltern und Grosseltern Zugang zu Erfahrungen und Weltsichten hatten, die noch weniger technologisch geprägt waren. Heutige Kinder können dies immer weniger – speziell wenn ihre Eltern selber disziplinlos Technologie nutzen.

In dieser Situation mehr Technologie in der Primarschule einzuführen ist fahrlässig. Das letzte was wir jetzt brauchen ist ein noch grösserer gesellschaftlicher Technologie-Fokus. Aber genau das bewirken wir mit dem Einschwören unserer jüngsten Schüler auf die derzeitige Technologie-Obsession. Raus in die Natur mit ihnen, lasst sie viel mehr mit Händen und allen Sinnen erfahren, machen. Lehrt sie Respekt und Empathie für Mensch und Tier und einen respektvollen Umgang mit der Umwelt – aber nicht im Klassenzimmer und sicher nicht durch ein Tablet, sondern in der „realen Welt“.


Auch Erwachsene sind gut beraten auf ihren Internetkonsum zu achten; ihn zu messen und zu verkleinern. Wo genau die Schwelle liegt, wo man reduzieren sollte ist nicht allgemein festlegbar. Aber wenn jemand vor und nach der Arbeit jeden Tag stundenlang im Internet ist, dann ist das meiner Meinung nach ein suchtähnliches Verhalten. Das Internet ist nur ein Werkzeug – mehr nicht. Es ist nicht das Leben. Das gilt es kulturell zu verankern.

5. LB: Wie stellst du dir das Leben auf dieser Erde in 100 Jahren vor?

JH: Falls es keine grösseren Katastrophen gibt – die uns zum einem Umdenken zwingen – dann werden wir in 100 Jahren wahrscheinlich um vieles mehr in Technologie eingebettet sein. Und dies nicht nur in einem übertragenen, also z.B. in einem organisatorischen oder psychischen Sinn, sondern ganz konkret: Technologie wird dann viel mehr physisch im menschlichen Körper präsent sein. Dies wird die menschliche Weise immer kompletter, lückenloser definieren. Alternative Sichtweisen bezüglich Technologie werden, wenn sie denn überhaupt noch existieren, wohl noch einen viel schwereren Stand haben als heute. Daher wird menschliche Vielfalt und Freiheit, also subjektive Ausdrücke, Sichtweisen und Empfindungen, durch die objektiven technologischen Definitionen immer mehr verdrängt – das Menschsein also standartisiert.


Dass wir alleine aus einer tieferen Einsicht heraus die nötige Motivation und Kraft schöpfen um unsere Einstellung zu Technologie zu verändern und auch umzusetzen wäre sehr schön. Doch aufgrund meines Verständnisses von uns Menschen ist dies recht unwahrscheinlich. Wir haben uns wohl noch nicht genug verbrannt und geschnitten um echte, grundlegende Konsequenzen ziehen zu wollen. So lange es irgendwie geht betreiben wir lieber Kosmetik.


Buchvorstellung „Voluntary Enslavement“ von James Heim

1. LB: ​​Du hast ein Buch mit dem Titel „Voluntary Enslavement“ geschrieben. Es handelt von der hastigen und unbedachten Art mit der wir Technologie erfinden und anwenden, bzw. die Konsequenzen dieser Vorgehensweise. Was war deine Motivation dafür? JH: Für eine Stiftung bin ich nach San Francisco gezogen um Unternehmen im Silicon Valley von den Vorzügen eines Standortes in der Schweiz zu überzeugen, z.B. für einen Hauptsitz, für ein Vertriebszentrum oder einen Forschungsstandort. Durch diese Arbeit bin ich viel mit dem Management von Technologieunternehmen zusammen gekommen und irgendwann wurde ich auf das Thema der negativen Effekte technologischer Anwendung aufmerksam. Als ich begann Unternehmer auf dieses Thema anzusprechen bemerkte ich, dass ihnen dies eher unangenehm ist. Das ist auch weiter nicht erstaunlich. Aber als ich bemerkte, dass sie dieses Thema schlichtweg verdrängen, wurde ich grüblerischer. Wer anders als eben diese Unternehmer sollte denn Technologien auf unbeabsichtigte, negative Effekte prüfen? Heute erfinden Menschen Technologien und wenden sie an mit einer unglaublichen, noch nie dagewesener Energie, Systematik und Ressourcenfülle. Es ist monumental was passiert: diese Entwicklung verändert das Menschsein in Windeseile und wird, falls wir nicht genau aufpassen, das Menschsein in ebensolcher Geschwindigkeit verwässern und verdrängen. Wollen wir das wirklich? Wir sind eine so junge Spezies. Warum sollten wir uns selbst überflüssig machen und auflösen wollen? Es gibt bezüglich dem modernen Menschsein immense Probleme, das ist klar. Wir müssen sie unbedingt angehen. Aber die Antworten liegen nicht in einer kopflosen, blinden Technologieeuphorie. Die Probleme können wir nur angehen, wenn wir bereit sind den ursächlichen Wirkungen auf den Grund zu gehen. Das war meine ursprüngliche Motivation für das Buch und sie treibt mich auch jetzt an.

2. LB: Was möchtest du dem Leser besonders ans Herzen legen?


JH: Das wichtigste Ziel meiner Arbeit besteht darin, Leserinnen und Leser zu überzeugen, dass unsere technologische Entwicklung nicht etwas Vorgegebenes ist, worüber es keinen Sinn macht nachzudenken. Im Gegenteil: dass die wichtigste Frage unserer Zeit ist, wie wir mit unserer technologischen Selbstermächtigung umgehen wollen und welche Aspekte unseres Menschseins wir vor dieser äusserst kraftvoll-bestimmenden Entwicklung schützen wollen.


3. LB: Welche Eigenschaften gehen deiner Meinung nach den Menschen verloren? Buch lesen, Pünktlich verabreden, Weg ohne Navi finden, Zeit ohne technisches Gerät verbringen, Konversation ohne Handy, Zuviel Selbstinszenierung? Individualität?

JH: Grundsätzlich sind alle menschlichen Eigenschaften in Gefahr, die nicht den elementaren Kriterien technologischer Evolution dienen: technologische Funktionalität und Effizienz. Als biologische Wesen sind wir natürlich ebenfalls aus Entwicklungen hervorgekommen, denen Funktionalität und Effizienz zugrunde liegt. Aber menschliche Kultur, Wertesysteme, Kunst, Merkmale unseres sozialen Verhaltes, spirituelles/religiöses Empfinden, usw. sind kompliziert ineinander verflochtene Aspekte unseres Menschseins und all die Facetten, die aus diesen Verflechtungen hervorkommen, haben nicht direkt oder (fast) nichts mit biologischer Funktionalität und Effizienz zu tun. Z.B. Ein Gedicht schreiben oder lesen; ein Lied mit anderen Menschen zusammen singen; einer Zeremonie beiwohnen; Krankheit und Tod nicht nur in einem biologischen Kontext sehen, sondern auch in einem philosophischen, spirituellen; Umwelt / Natur nicht einfach als Ressourcenquelle sehen, sondern als ein Wunder der Existenz, von dem wir Menschen Teil und Ausdruck sind; Tänze / zusammen tanzen; Menschen mit Behinderung nicht nur leben lassen (Stichwort pränatale Diagnostik), sondern am generellen Leben teilnehmen lassen und ihrem Sein etwas abschauen, abgewinnen; usw. Solche und viele, viele andere Aspekte des Menschseins braucht Technologie im Prinzip nicht für ihre weitere Evolution und sie sind daher grundsätzlich irrelevant für die folgende Entwicklung von Technologie.

4. LB: Wie kann sich jeder Einzelne vor dieser Versklavung schützen? JH: Um sich vor einer Vereinnahmung durch Technologie zu schützen muss man zuerst einmal sich selber und seinen Verhaltensweisen einer genauen Betrachtung unterziehen. Wie viel Technologie umgibt mich, wieviel meiner Zeit, Aufmerksamkeit und Energie wende ich für Technologie auf? Was sind die Auswirkungen? Auf mein Umfeld, meine Beziehungen? Auf mein generelles Wohlbefinden? Auf meine Weltsicht und Handlungen? Etc. Erst wenn man eine mehr oder weniger klare Sicht auf seine Situation hat und diese dann evaluiert, kann man abschätzen ob und wieviel Handlungsbedarf besteht. Das Bewusstsein und Schätzen von allem was „nicht Technologie“ ist, machen Schutzbemühungen erst sinnvoll. Warum soll man sich vor etwas schützen wenn man keinen Wert in dem sieht das verdrängt und verwässert wird? Warum z.B. seine Zeit vor einer Vereinnahmung durch Technologie schützen, wenn man nichts Besseres mit dieser Zeit zu tun weiss? Warum z.B. Privatsphäre schützen wenn man nicht versteht wie wertvoll diese für einem selber und wie zentral sie für eine demokratische, freie Gesellschaft ist? Schutz beginnt mit dem Willen zur Selbstsicht und mit dem Wissen und Schätzen all der Technologie-Alternativen, welche uns Menschen seit langer Zeit zur Verfügung stehen.

5. LB: Wann wird das Buch in deutscher Sprache erscheinen? JH: Möglicherweise im Herbst 2018. Das Buch ist aber jetzt schon auf Englisch erhältlich.

6. LB: Wo finde ich denn mehr Informationen über dich, dein Buch und Vorträge dazu? Muss ich dir einen handgeschriebenen Brief schreiben? ;)

JH: Ein handgeschriebener Brief ist schön, aber in diesem Kontext natürlich nicht nötig ;). Auch ich mache laufend Kompromisse und Abschätzungen und so war schnell klar, dass es eine Internetseite braucht – zumindest bis ich eine echte Alternative gefunden habe. Meine Website ist: www.VoluntaryEnslavement.com




Featured Posts

/ RECENT POSTS

/ Archive
bottom of page