Interview mit Musicaldarstellerin & Sängerin Anika Bollmann
1. Laura Bünd: Meine liebe Anika, lange ist’s her, als wir gemeinsam in Hamburg waren und uns durch die Höhen und Tiefen der Musicalausbildung geschlagen haben. 2010 hast du an der HSE deinen Abschluss gemacht. Wie ging es direkt danach weiter?
Anika Bollmann:
Am Tag der Zertifikatsübergabe hatte ich mein Vorsingen bei SeeLive und wurde daraufhin engagiert. Nach dem Vertrag bei Aida folgten Engagements bei Hapag Lloyd auf der MS Hanseatik. Ein kleines Luxusschiff mit Eisbrecherklasse, mit der ich Ecken der Welt sehen durfte, wo ich so niemals hingekommen wäre, wie Kamchatka, oder die Arktis. Das führte zu Auftritten in New York.
2. LB: Was waren deine Träume und Ziele als du mit der Ausbildung angefangen hattest und wie hat sich die Realität danach gestaltet?
AB: Den Wunsch Musicaldarstellerin zu werden hatte ich nachdem ich mit vier Jahren ‚Das Phantom der Oper‘ sah. Ich war vollkommen verzaubert von der Musik und der Geschichte. Christine zu singen, war von da an mein Traum. Mein Ziel war es vom Singen zu leben. Realität war dann, dass Phantom in Deutschland schon lange nicht mehr lief als ich fertig war mit der Musicalausbildung (lach). Jedoch das Ziel vom singen zu leben , habe ich erreicht😊
3. LB: Das Leben und Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff stelle ich mir einerseits sehr aufregend und cool vor und andererseits auch sehr anstrengend und ohne grosse Privatsphäre. Wie hast du es erlebt?
AB: 6 Monate lang durchgehend ein bis zwei Mal aufzutreten, ohne einen Tag Pause ist eine Hausnummer. Jedoch sind die ersten zwei Monate die härtesten, da man da zusätzlich zu den allabendlichen Shows noch tagsüber probt. Ich kam in den ersten Wochen gar nicht von Bord. Es hat trotzdem unglaublich viel Spaß gemacht. Nachdem diese intensive Probenzeit vorbei war, konnte man das Schiffleben richtig genießen. Jeden Tag ein anderer Hafen. Jede Woche neue Menschen. Ich liebe das Leben auf dem Meer. Ich lebte mit unserer Tänzerin in einer Kabine. Wir waren schon während der Proben in Hamburg unzertrennlich und der Abschied von ihr am Ende des Vertrages, sie lebt in Romänien, war der härteste. Da ich so viel Glück mit ihr hatte, hat mich das überhaupt nicht gestört weniger Privatsphäre als sonst zu haben, im Gegenteil. Es war wie eine winzige Einzimmer WG.(lach) Auf der MS Hanseatik waren die Umstände anders. Ich war die Sängerin der Festival Band und hatte als einzige weibliche Musikerin eine Einzelkabine und demnach sehr viel Privatsphäre. Es waren für diese Verträge kaum Proben nötig, daher hatte ich tagsüber so viel Zeit wie die Passagiere und schloss mich denen oft an bei Landgängen und Ausflügen.
4. LB: Du hast ja auch in New York gelebt und gearbeitet, erzähle uns doch etwas mehr davon, wie ist es denn dazu gekommen?
AB: Durch mein Künstlervisum war es mir möglich den Sprung über den großen Teich zu machen. Diese Stadt pulsiert vor Musik und es war mir vergönnt ein Teil davon zu sein. Ich sang in off-Broadway Produktionen, verschiedenen Bands und war fix bei Manhattan City Music. Für mich hat sich mit New York mein bisher größter musikalischer Traum erfüllt und ich bin unendlich dankbar, dass ich ihn für eine Zeit lang leben durfte.
5. LB: Anika, jetzt lebst du in der wunderschönen Stadt Wien und lebst deine ganz persönlichen Projekte, die dir am Herzen liegen. Zum Beispiel hast du soeben deinen ersten Song veröffentlicht. Er heisst „Wenn es schneit“ und ist ein Weihnachtslied. Warum wolltest du unbedingt einen Weihnachtssong aufnehmen?
AB: Weil ich Weihnachtslieder von Herzen liebe! Sie schenken so viel Freude und ein so besonderes Harmoniegefühl. So etwas wollte ich auch schaffen. Ein Lied zum wohlfühlen und weg träumen von der Hektik in die Besinnung.
6. LB: Ich finde es klasse, dass du deinen ganz eigenen Song veröffentlicht hast und bewundere dich. Wie bist du dabei vorgegangen? War zuerst Text oder Melodie?
AB: Die Melodie! Ich bin ein riesen Fan von dem Aschenbrödel und dem Anastasia Walzer und wollte einen eigenen Weihnachtswalzer kreieren. Der Text kam unglaublich schnell, nachdem der Wunsch danach stand.
7. LB: Was bedeutet Weihnachten für dich? Und welche Botschaft möchtest du mit deinem Leid verbreiten?
AB: Als Kind hatte ich immer das Gefühl, dass an Weihnachten der Himmel ein Stück weit näher ist. Die Weihnachtsstimmung, die Gerüche , die Lichter, all das zusammen hat so einen besonderen Zauber. Auf einmal gibt es da diese riesige Gemeinsamkeit unter den Menschen: Weihnachten! Ich hab es geliebt als ich klein war fremden Menschen auf der Straße Frohe Weihnachten zu wünschen, wie in dem amerikanischen Filmen, auch wenn es erst Anfang Dezember war!(lach) An Weihnachten sind viele Menschen empathischer, weicher und offener als sonst. Sie spenden und denke an andere. Meine Botschaft in dem Lied ist daher: Wäre doch Weihnachten das ganze Jahr.
8. LB: Wo können Interessierte deinen Song hören bzw. kaufen?
AB: Wenn alles läuft wie gewünscht, wird er auf Youtube, iTunes, Amazon und Google Play sein.
9. LB: Einen Wunsch hast du dir mit deinem eigenen Song bereits erfüllt und einen weiteren hast du mir auch verraten. Derzeit schreibst du an einem eigenen Märchen. Ich LIEBE Märchen. Was hat dich dazu bewogen ein Märchen zu schreiben?
AB: In der fünften Klasse war der Titel auf einmal in meinem Kopf und kurz darauf die ganze Geschichte. Namen der Figuren und der ganze Verlauf hat sich seitdem schon hundert mal geändert, aber die Storyline ist seit der 5 Klasse dieselbe.
10. LB: Märchen erzählen von einem Helden, der schwierige Aufgaben bestehen muss und gegen böse Feinde kämpfen muss um an sich selbst zu wachsen und schlussendlich, als Lohn, werden seine Wünsche erfüllt. Die Leser sollen aus seinem Schicksal lernen, denn schliesslich gibt es immer eine Moral der Geschicht. Wovon wird dein Märchen handeln und was dürfen wir lernen?
AB: Den Inhalt möchte ich noch nicht Preis geben. Verraten tue ich so viel. Ich würde mir wünschen, dass sich die Leser wieder an ihre eigene, innere, tiefe Wahrheit erinnern und den Mut finden sie zu leben. Sie zu motivieren, egal wie dunkel und düster es um sie herum sein mag, sich zu wagen zu lieben, ihr eigenes Licht zu entfachen und somit andere anzuzünden.
11. LB: Wenn wir gerade bei den Märchen sind, was ist deine Lieblingsmärchengestalt und weshalb?
AB: Eindeutig Prinzessin Fantaghiro! Sie hat ihren eigenen Kopf und lässt sich als Frau nicht unterkriegen. Sie ist mutig und hilft selbstlos denen die Hilfe brauchen und hat dabei immer einen kessen Spruch auf den Lippen. Durch ihre bedingungslose Art zu lieben, taut sie sogar die Herzen von Bösewichten auf, die durch sie auch die Liebe und somit ihre Gute Seite finden. Aus Bösewichten Gute zu machen. das hat mich an ihr am meisten fasziniert. Noch heute frage ich mich manchmal: Was würde Fantaghiro an meiner Stelle tun?(lach).
12. LB: Und welches ist dein Lieblingsmärchen?
AB: Kleine Prinzessin Sarah. Ein Mädchen das alles verliert, außer ihrer Fantasie und ihr Herz und nichts, außer diesen unmateriellen Dingen zu geben hat. Diese aber selbstlos teilt und damit das Leben anderer berührt und deren Welt dadurch besser macht. Frances hodgson burnett zählt zu meinen Lieblingsautorinnen.
13. LB: Wir sind bei der schicksalshaften 13. Frage angelangt. Wenn eine gute Fee zu dir käme und dir einen Wunsch erfüllen würde, was wäre das?
AB: Wenn ich mir wirklich wünschen dürfte, was ich will, dann würde ich mir wünschen, dass morgen alle Menschen aufwachen und empathisch sind. Sich selbst und anderen gegenüber. Nicht nur an Weihnachten, sondern immer.
Möge dein Wunsch in Erfüllung gehen! J Meine Liebe, vielen Dank für das interessante Interview und ich wünsche dir bei all deinen Projekten ganz viel Erfolg und hoffe sehr, dass ich dich bald einmal live auf der Bühne erleben kann!
Übrigens solltet ihr unbedingt in das Repertoire von „You betta swing“ hinein hören: www.anikabollmann.com Es swingt! J